Mahnwache für Zhina Amini in Offenburg
Gestern war ich bei der Kundgebung mit einer Mahnwache für, die in iranischer Haft verstorbene, Zhina Amini und alle weiteren Opfer der Unterdrückung von Frauen und Kurd*innen, der Linksjugend Ortenau und des Kreisverbands Ortenau der Links-Partei in der Offenburger Innenstadt (Ortenaukreis).
Die erste Rede der Kundgebung hielt Lara von der Linksjugend. Sie erklärte zunächst den Grund der Kundgebung: Die Ermordung der 22-jährigen Kurdin Zhina Amini durch die Sittenpolizei im Iran, weil sie ihr Hijab (Kopftuch) nicht richtig getragen haben soll und die seither andauernden Massenprotesten gegen das iranische Regime. Sie sagte, man wolle sich heute mit den Menschen im Iran solidarisieren und ihnen so zeigen, dass sie nicht alleine sind. Der Druck gegen das iranische Regime müsse wachsen, dass auch noch andere Menschen wagen, gegen ihre Unterdrückung zu kämpfen. Sie kritisierte auch die weiterhin vollzogenen Abschiebungen in den Iran und das Herunterspielen der Gefahr für Aktivist*innen durch deutsche Behörden. Ebenfalls wurden von ihr die Waffenlieferungen der Bundesregierung an die Türkei kritisiert, mit welchen der türkische Diktator Erdogan in Nordsyrien gegen die Befreiungskämpfe von Kurd*innen vorgeht. "Solidarität darf nie nur schöne Worte bedeuten, Solidarität muss auch Taten bedeuten. Sie muss Veränderungen fordern, die die bestehenden Umstände beseitigen." Sie forderte von der Ampel-Regierung ein Ende der Waffenlieferungen an die Türkei und den sofortigen Stopp aller Abschiebungen in den Iran.
Nach einer kurzen Pause mit Musik wurde die zweite Rede von Josh von der Links-Partei Ortenau gehalten. Er sprach über die Reaktionen von rechten Parteien und Akteur*innen auf die Demonstrationen und Proteste im Iran und in Kurdistan. Er kritisierte islamophobe und antisemitische Gruppen in den westlichen Staaten, welche sich mit den Protesten solidarisieren, um ihre Agenda zu pushen. "Auf Social Media lesen sich bezüglich der Proteste hier in Deutschland Dinge, wie der Islam wäre das Problem, Iraner*innen müssen abgeschoben werden oder gar ein Krieg gegen den Iran wäre nötig. Da muss man sich natürlich fragen: Samma geht´s euch noch gut? [...] Die USA solidarisieren sich mit den Frauen im Iran, was ja ein gutes Zeichen sein sollte, und nutzen dies, um gegen Moslems zu hetzen, weil diese den Frauen die Rechte nehmen würden. Während bei ihnen radikale Christen gerade das Recht auf Abtreibung abgeschafft haben und jetzt versuchen, die Zwangshochzeiten zurück in Mode zu bringen und homosexuellen Paaren das Heiraten zu verbieten. Eine Doppelmoral sondergleichen. Wenn radikale Mitglieder einer anderen Religion verabscheuenswerte Dinge tun, dann wäre das ja ganz, ganz schlimm, aber wenn es die radikalen Mitglieder der eigenen Religion sind, ist das anscheinend gar nicht schlimm". Er kritisierte auch Rechte, die hier in Deutschland nun ein Kopftuchverbot fordern, denn jede Frau solle selbst entscheiden dürfen, was sie trägt. Auch er kritisierte die Waffenlieferungen der Bundesregierung an die Türkei, aber auch die erst kürzlich beschlossenen Lieferungen an Saudi-Arabien und forderte das Ende der Waffenlieferungen an diese beiden Staaten. Er attackierte auch die CDU und die AfD, weil sie den Islam so darstellen, als wäre die Religion das Problem und nicht die, welche die Religion als Begründung für ihre menschenfeindlichen Ideologien missbrauchen. "Wir sprechen hier von dem Islam, der während Europa im Mittelalter versumpfte, Wissen und Schriften aus dem alten Griechenland übersetzte und für die Zukunft konservierte, der Islam, den wir aus eben diesen Zeiten große Fortschritte in Physik und Astronomie zu verdanken haben. Jede Religion lässt sich leider für menschenfeindliche Ideologien missbrauchen, ob das nun die Taliban, das iranische Regime oder die christlichen Faschisten der Republican Party in den USA sind. Das Problem ist niemals die Religion, sondern die reaktionäre Auslegung von diesen. Deshalb muss für uns ganz klar sein: Das Regime im Iran muss weg, nicht aber der Islam."
Zusammen rief man nach der Rede von Josh gemeinsam die Parole der iranischen Frauen "Jin, Jiyan, Azadin", was übersetzt "Frau, Leben, Freiheit" heißt. In weiteren Reden wurde immer wieder die Türkei kritisiert, ebenso wurde das Verbot der Arbeiterpartei PKK Anfang der 90er und die deutsche Einstufung der PKK als kriminelle Vereinigung kritisiert und eine Aufhebung des Verbots gefordert. Auch die Parole "Hoch die internationale Solidarität" wurde laut gerufen. Später verschuf sich auch ein iranischer Mann Gehör. Er ist einer von Tausenden, welche ihre Heimat verlassen mussten. Er bedankte sich im Namen aller Iraner*innen für den Protest.
Zum Schluss gab es noch eine Schweigeminute für Zhina Amini und alle anderen Opfer der grausamen Unterdrückung im Iran. Danach wurde nochmal die Parole "Jin, Jiyan, Azadin" gerufen.
Zuletzt aktualisiert am 2. November 2023