Demonstration zum Weltfrauentag am 8. März in Offenburg
Heute war ich in Offenburg bei der Feminismus-Demonstration zum Weltfrauentag, welche den Ortenauer Linken organisiert wurde.

Um kurz nach 17 Uhr begann die Demonstration am Offenburger Busbahnhof mit der Begrüßung durch Amelie von den Linken. Nach einem kurzen Redebeitrag setzte sich der Demozug mit knapp 200 Menschen in Bewegung und zog mit lauten Parolen vorbei am Rée Carré in Richtung Lindenplatz. Zuerst gab es jedoch einen Zwischenstopp vor der Klosterschule mit zwei Redebeiträgen, der erste kam von Sarah für die Linken.
"FLINTAs¹ die kämpfen sind FLINTAs die leben, lasst uns das System aus den Angeln heben."
"Macker gibt´ s in jeder Stadt, bildet Banden, macht sie platt."
"Alerta, Alerta, Antisexista."
"Frauen kämpfen international, gegen Faschismus, Krieg und Kapital."
Der zweite Stopp war dann am Lindenplatz. Dort hielt Amelie für die Linksjugend eine sehr emotionale Rede: "Die rechte Welle rollt und mit ihr schwämmt sie nicht nur Rassismus, sondern auch Frauenhass und Sexismus. Die Gewalt an Frauen nimmt zu, jeden Tag neue Nachrichten über Gewalt und Morde an Frauen und queere Menschen. Weltweite Rückschritte bei Frauenrechten sind die Konsequenzen von Rechtsrück, Krieg und Krise. Während Frauen und queere Menschen sowohl in Deutschland, als auch weltweit von Gewalt, Ausbeutung und Hass betroffen sind, stellen sich viele Leute ernsthaft noch hin und sagen Feminismus sei unnötig und wo denn überhaupt das Problem ist. Ich sag euch wo das Problem ist: Das Problem ist, dass Frauen und queere Menschen immer noch belästigt, bedrängt und bedroht werden. Das Problem ist, dass sie gedemütigt, vergewaltigt und verletzt werden und, dass diese Gewalt totgeschwiegen wird oder verharmlost wird, wenn sie aufgedeckt wird. Jede 3. Frau in der Europäischen Union ist bereits Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt geworden. Eine von 20 Frauen wurde in ihrem Leben schon einmal vergewaltigt. Das sind Zustände, die wir nicht hinnehmen und bei denen wir niemals schweigen werden. Doch diese Zustände kommen nicht Aus dem nichts. Diese Gewalt ist Ausdruck einer patriarchalen Gesellschaft, die Frauen und ihre Menschen strukturell abwertet und sie ihrer Selbstbestimmung beraubt. Strukturell weil Frauen durch die Strukturen des Systems doppelt benachteiligt werden. Erstens in der Lohnarbeit, wo Frauen immer noch mehr ausgerottet werden und bei gleicher Arbeit weniger Lohn erhalten. Und zweitens in der Reproduktions- und Care-Arbeit. Also all weder Arbeit in Haushalt, Familie, Pflege und Beziehungen, die nicht entlohnt und meistens nicht mal als Arbeit anerkannt wird. Diese Ausgangslage drängt Frauen in Abhängigkeitsverhältnisse. Anders als die Neoliberalen uns oft erzählen wollen, entscheidet sich nämlich keine Frau freiwillig dazu in Abhängigkeit Leben zu wollen. Aber wenn du nicht genug Lohn hältst, um dir eine eigene Wohnung leisten zu können, wenn du keinen Kitaplatz für dein Kind findest und deswegen daheim bleiben musst oder wenn du in deiner Vergangenheit schon Gewalt erlebt hast und deswegen geschwächt bist, dann ist es eben oft einfach nicht möglich aus finanziellen Gründen auf eigenen Beinen zu stehen und ein unabhängiges Leben zu führen. Solange es für Frauen Armut bedeutet, einen gewalttätigen Partner zu verlassen, werden wir nicht frei sein. Ausbeutung und Gewalt an Frauen zu beenden, ist also keine Schicksalsfrage, sondern eine politische Frage und eine Systemfrage. Und in diesen System fehlt offensichtlich der politische Wille, gegen diese Verhältnisse vorzugehen, denn die politischen Werkzeuge dafür sind vorhanden. Es ist theoretisch möglich, Frauen angemessen zu bezahlen! Es ist möglich breite Hilfsangebote zu schaffen und es ist möglich, die großen Wohnungskonzerne zu enteignen und damit wieder genug bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen! Aber wenn Frauen unabhängig wären und zwar alle Frauen, wer würde dann die ganze kostenlose Care-Arbeit machen? Wer würde in den ganzen schlecht bezahlten Berufen arbeiten? Dieses System würde zusammenbrechen, wenn Frauen unabhängig werden. Feminismus bedeutet also auch Kampf für höhere Löhne, für bezahlbare Wohnungen und Zugang zu allem, was zum überleben notwendig ist. Feminismus bedeutet nicht, dass wir dieselben Chancen auf Ausbeutung in diesem scheiß System haben wollen. Es bedeutet ein Kampf für ein gutes Leben für alle. Den Feminismus ist deshalb untrennbar mit dem Kampf gegen die kapitalistische Ausbeutung verbunden. Die Befreiung der internationalen Arbeiter*innenklasse und die Befreiung der Frauen und queeren Menschen sind unteilbar und wir verehren uns jeglicher Spaltungsversuche. Feminismus bedeutet Widerstand, Feminismus bedeutet Solidarität, Feminismus bedeutet Klassenkampf. Die langfristig einzige Lösung um die Gleichstellung aller Geschlechter zu erreichen, ist es den Kapitalismus auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern. Ich bin so müde von diesem scheiß System. Ich will nicht mehr kämpfen müssen und ich weiß, dass es so vielen von euch genauso geht. Die Gewalt gegen uns, der Alltagssexismus und der Hass sind so tief in diesem System verwurzelt, dass oft das Gefühl der Ohnmacht die Oberhand gewinnt, aber wir sind nicht ohnmächtig! Wir tragen diese Welt und wenn wir die Arbeit niederlegen, egal ob bezahlt oder unbezahlt, dann steht die Welt still. Die Geschichte wurde nicht von Göttern geschrieben, sondern von den Massen. Gemeinsam haben wir die Stärke, die Intelligenz und die Kraft diese Verhältnisse zu überwinden. Ihre Gewalt ist grausam, aber unsere Solidarität ist mächtiger! Wir sind der Widerstand, wir sind die Hoffnung, wir sind die Zukunft und wir werden nicht die Erb*innen die patriarchalen Gesellschaft sein!"
¹ FLINTAs: Frauen, Lesben, intergeschlechtliche-, nichtbinäre-, trans* und agender-Personen
Zuletzt aktualisiert am 10. März 2024
